Essstörungen: Bulimie, Anorexia und Adipositas

Die Wege in eine Essstörung sind komplex und multifaktoriell. Es sind viele kleine Puzzelsteine, die zur Entwicklung einer Essstörung führen. Aus diesem Grund sind die therapeutischen Wege aus der Essstörung verschachtelt. Selbstannahme und Geduld sind für die Heilungswege wichtig. Manchmal kann ein Rückfall mehr Erkenntnisse über die Zusammenhänge, die zur Entwicklung der Essstörung geführt haben, bewusst machen, als vielleicht die Illusion, es schon geschafft zu haben. Aus diesem Grund ist es wichtig, Therapieversuche oder abgeschlossene Therapien nicht als Versagen abzuwerten, wenn es zu einem Rückfall kommt.

Der therapeutische Weg kann schwierig sein, weil die Seele nicht immer stark genug ist, bestimmte Themen, deren Bearbeitung zur Heilung gehört, schon zuzulassen. Deshalb ist es kein persönliches Versagen, manchmal erst nach Jahren, bestimmte Themen zulassen zu können. Das bedeutet nicht, dass vorherige therapeutische Arbeit „wertlos” war, sondern, dass sie oft gerade die Voraussetzung geschaffen hat, dass neue Themen oder Erinnerungen oder Zusammenhänge bewusster werden.

Für die Stabilisierung von Selbstannahme, Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen können folgende Affirmationen hilfreich sein:

- Ich bin offen und bereit, Freude und Gelassenheit in mein Leben einzuladen.

- Ich bin offen und bereit, mich wertzuschätzen und mich für Fehler nicht zu
  verurteilen.

- Ich bin offen und bereit, mich liebevoll anzunehmen mit meinen Stärken und
  Schwächen.

- Ich nehme mich an, so wie ich bin.

- Ich lebe den Moment, meine Schwächen sehe ich als Herausforderung zu
  wachsen und stärker zu werden.

-Ich drücke meine Bedürfnisse aus und mache mich unabhängig von der
  Meinung anderer.

Vielen Menschen, die eine Essstörung haben, fällt es schwer, die innere Mitte wahrzunehmen oder zu finden. Sie sind häufig in extremen Stimmungsschwankungen, starken Bewertungen und einer Schwarz-Weiß-Sicht gefangen. Aus dem Verlustgefühl zur inneren Mitte baut sich innerer Druck auf, entwickeln sich Versagensängste, Verlustängste und Minderwertigkeitsgefühle. Zur Heilung ist es wichtig, den Kontakt zur inneren Mitte wieder aufzubauen und zu stärken. Wenn ich im Frieden mit mir bin, bin ich unabhängiger vom Urteil anderer, bin ich in der Lage Anforderungen zu hinterfragen, mit Abstand zu betrachten und zu relativieren. Im Kontakt mit der Mitte, wird die eigene Intuition wieder fühlbar, die führt und es leichter macht, Grenzen wahrzunehmen, deutlich zu machen und ohne schlechtes Gewissen „Nein” zu sagen.

Die o.g. Affirmationen stärken die „inneren Kind-Anteile”, denen die Erfahrung versagt wurde, in der Kindheit, bedingungslos angenommen zu werden und liebevoll wachsen zu können.

Literaturempfehlung: Anita Johnston, Die Frau, die im Mondlicht aß, Knaur Taschenbuch, München 2003.